Zur Zeit nimmt man in allen Medien überall aggressive Werbung für eine neue Versicherungs-App wahr. Bannerwerbungen Radio- und TV-Spots versprechen bei Verlust des Überblicks von bestehenden Versicherungen endlich die langersehnte Ordnung. Mit nur einer App und wenigen Klicks sei also „alles im Blick“:
Versicherungsverträge, Versicherungstarife und Zitat: „hilfreiche Tipps von unseren Experten“.
Toll. Gute Idee. Oder vielleicht doch nicht?
Bei einem genaueren Blick auf die bestehenden Apps z.B. aus der Schweiz oder Deutschland, stellt man fest, dass der Fokus des App-Betreibers wohl eher nicht nur auf einer kostenlosen Verbesserung der Übersicht oder Ordnung seiner persönlichen Verträge liegt.
Eigentlich logisch, immerhin arbeiten die meisten Bereitsteller von solchen Optimierungen kaufmännisch. Dies alleine kann und soll aber noch kein Negativmerkmal sein. Wenn auch für den Kunden eine Leistung bereitgestellt wird, aus dem er einen adäquaten Nutzen zieht, so kann dies ja auch für ihn ein lohnendes Geschäft sein.
Schauen wir uns also einmal die Adäquanz in der Geschäftsbeziehung zwischen User und „Versicherungsapp“ an:
Um die aktuell aufrechten Versicherungen des Users „in die App eintragen zu können“, muss der App-Anbieter vom User eine entsprechende Einwilligung und Willensbekundung über die App einholen und bei den Versicherern vorlegen. Nur so erhält er die Informationen über die Verträge bei den Versicherungsgesellschaften. Gleichzeitig mit dieser Vollmacht gibt der User allerdings sein Einverständnis, dass der Betreiber der App ab sofort der neue Betreuer aller Verträge des Users ist.
Was dies bedeutet ist vermutlich nicht jedem gleich klar: Im Prinzip wurde hier also soeben im Netz eine umfassende Maklervollmacht im Internet erteilt.
Die App ist damit ab sofort der Makler des Users. Bisherige Berater oder Makler des Nutzers haben keine Einsicht mehr in die Verträge und können somit (auch im möglichen Schadenfall) nicht mehr unterstützen. Die Rechte (und Plichten) eines ordentlichen Maklers liegen nun ausschließlich beim Betreiber der App. Mit der Maklervollmacht wird der zukünftige Provisionsanspruch somit auch dem neuen Betreuer zuteil. Weiterhin ist dieser auch zur ständigen Betreuung verpflichtet. In Österreich ist dies u.a. im Maklergesetz determiniert, indem die Vorgehensweise des Maklers nach dem „Best-Advice“ Prinzip mit „angemessener Risikoanalyse und angemessenem Deckungskonzept“ festgelegt wird.
Dass diese ausgezeichneten Instrumente zur passgenauen Erstellung bzw. Verbesserung des persönlichen Versicherungsschutzes durch eine telefonische Beratung (als Ersatz für die persönliche durch einen Versicherungsmakler) erreicht werden können, darf dann doch bezweifelt werden.
Schon allein die Tatsache, dass für die Betreuung von z.Zt. 80.000 (!) Versicherungsnehmern nur eine Handvoll „Berater“ bei einer deutschen App zur Verfügung stehen, macht klar: Hier ist eine verantwortungsvolle Betreuung nicht möglich.
Ein Anlegen von Verträgen in einer Online-Übersicht, Vorschläge zur Verbesserung des Versicherungsschutzes ohne wirkliche Kenntnis des Risikos des Kunden auf der einen Seite, sowie das Einholen von sensiblen Daten, das intransparente Vorgehen zur Erlangung der Maklervollmacht für das Recht auf alleinige Betreuung der Versicherungsverträge und – damit verbunden der Provisionsanspruch für diese Verträge – stehen sich also hier gegenüber.
Ob das Ganze nun als angemessen oder gar adäquat zu bezeichnen ist, überlasse ich dem Leser selbst.
Mein Fazit und gleichzeitiger Tipp als jahrelanger Berater und Versicherungsmakler:
Finger weg von solchen Apps! Versicherung ist mehr als bloße Bereitstellung von Daten. Versicherung bedeutet Transfer vom Risiko zum Versicherer. Nur durch die genaue Kenntnis des Risikos selbst, sowie weiterer relevanter Parameter kann und wird das Produkt zum versicherungstechnischen Maßanzug. Ein paar Klicks und Telefonate können persönliche Gespräche mit Ihrem Makler niemals ersetzen. Im Übrigen: Fast jeder Makler ist in der Lage Ihnen eine aktuelle Übersicht Ihrer Versicherungsverträge zu liefern. Als Bundesgenosse steht er Ihnen professionell in allen Versicherungsangelegenheiten und im Schadenfall zur Seite und die kontinuierliche Betreuung der Verträge bleibt somit erhalten. Ein installieren irgendeiner „Versicherungs-“ App gewährleistet dies sicher nicht.
Wer die Vorteile einer persönlichen Beratung nach dem Best-Advice-Prinzip genießen, und eine dauernde Betreuung seiner Verträge möchte (z.B. durch Polizzencheck unserer Experten), darf sich gerne und direkt an uns wenden. Wir freuen uns auf Sie!
(Natürlich auch für Nicht-Mediziner interessant!)
www.medico-aegidi.com